In Deutschland hat die AfD Donald Trumps Wahlsieg Sieg mit Genugtuung wahrgenommen. „Ich bin heiser von den Jubelschreien seit acht Uhr heute Morgen“, sagt Peter Bystron, Bayerns AfD Landesvorsitzender. Auch Frauke Petry gratuliert Amerika „herzlich“, weil mit der Wahl von Donald Trump die Wähler sich „für den politischen Neuanfang und gegen Filz und Korruption entschieden“ hätte. „Wir stellen unvoreingenommen fest, dass es einige Schnittmengen zwischen dem gibt, was Trump unter den Bedingungen der USA sagt, und dem, was wir in Bezug auf Deutschland thematisieren“, sagt AfD-Vorstandsmitglied Georg Pazderski. „Masseneinwanderung“ und „Gefährdung durch den Islam sind für ihn zwei der „Schnittmengen“. Laut von Storch ist nicht nur „zu begrüßen, dass er die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel kritisiert, sondern auch, „dass er den Ausgleich mit Russland suchen will“. Das Engagement Amerikas in Europa könnte Trump reduzieren. Vielleicht will er auch den finanziellen Beitrag der USA zur Nato kürzen, vielleicht will er sie ganz abschaffen – man weiß es noch nicht und er wohl auch nicht. Aber der AfD und Putin würde er damit große Freude machen. Russland und Deutschland kämen sich näher, und die Einheit des Westens wäre nicht mehr ganz so wichtig. Die frühere Fundamentalkritik der AfD an Amerika könnte durch Trumps Putinfreundlichkeit gemildert oder beendet werden. Versöhnung mit Russland, Rückbesinnung auf den Nationalstaat, wie von Trump proklamiert, könnte auch in Deutschland die Hoffnung wecken, dass auch hier die Nationalgesinnten und Einwanderungsgegner noch mehr triumphieren.
Aber es gibt noch mehr „Schnittmengen“ zwischen Trump und AfD. Trump will das alte Amerika zurückholen, er will Amerika wieder groß machen. Hat nicht de AfD ähnliche Absichten mit Deutschland? Wenige Stunden nach der Wahlentscheidung erscheint auf AfD-Seiten im Internet: „Make Germany great again“.
Der Chefstratege des nächsten US-Präsidenten heißt Steve Bannon, Auf der Internetseite Breitbart etablierte er das Portal als Plattform einer neuen, ultrarechten Bewegung, als „Plattform der Alt Right“, wie Bannon sie nannte. Gern würde er einen multimedialen Konzern weit rechts vom erfolgreichsten, konservativen TV-Sender Fox News gründen – als Sprachrohr einer neuen politischen Bewegung. Einen prominenten konservativen Kolumnisten, Bill Kristol, nannte Breitbart einen „renegade Jew“, weil der aktiv gegen die Kandidatur Trumps kämpfte.
„Feminismus ist eine Krebskrankheit“, so eine andere Breitbart-Provokation.
Die Alt Right-Bewegung versammelt Anhänger verschiedener Strömungen, von Nationalisten, über Rassisten, bis zu Antisemiten. Ihre Mitglieder sind alle Weiße, die ihre weiße Identität ins Zentrum ihrer politischen Ziele stellen. Sie entsprechen in etwa der identitären Bewegung in Deutschland.
Breitbart-News wurde im Oktober 2016 mehr als 85 Millionen Mal aufgerufen. So haben die Anhänger der Alt Right allen Grund, den Wahlsieg Trumps auch als ihren Sieg zu verbuchen, als Sieg ihrer Ideologie, die sie aggressiv und provokant verbreiten. Schon im Vorwahlkampf hat die Alt Right Trump unterstützt, zumal dieser die zentralen Anliegen der Alt Right zu seinen eigenen gemacht hat: Kampf gegen die verhasste politische Korrektheit mit Beleidigungen aller Art: Einwanderungsverbot für Muslime, rassistische Aufwertung der angeblich marginalisierten weißen Bürger. Trump hat den Wahlkampf mit heftigen Attacken gegen Mexikaner und Einwanderer bestritten, behauptet aber, kein Rassist zu sein. Er hat sich sehr spät und nur unter öffentlichem Druck von der Alt Right distanziert. Dennoch hat er einen ihrer führenden Köpfe zu seinem engsten Berater gemacht.
Das US-Magazin The Atlantic hat ein Video veröffentlich, auf dem ein Ausschnitt einer Rede Richard Spencers, einem Anführer der Alt Right und Leiter des National Policy Institute, zu sehen ist. Er spricht darin von der „Überlegenheit der weißen Rasse“, die Amerika geschaffen hat und der Amerika gehört. Er würdigt die Juden herab: „Sind sie überhaupt Menschen oder sind sie seelenlose Golem?“ Die Medien, als Mainstream Media beschimpft, attackiert er, ähnlich wie die AfD in Deutschland, und er verwendet sogar die exakte AfD-Beschimpfung „Lügenpresse“. Er spricht das Wort deutsch aus, er kennt seine Gesinnungsgenossen in Deutschland. Björn Höcke kann stolz auf ihn sein. Spencer schließt seine Rede mit dem Ausruf „Hail Trump, Hail our people, Hail victory“. Dieses brüllt er allerdings auf Englisch. Doch seine Zuhörer kennen die Tradition des Heilschreiens und reißen den rechten Arm zum Hitlergruß – oder Trump-Gruß?- in die Höhe. Dennoch betonen sie, dass sie keine Nähe zu nazistischem Gedankengut hätten. Sagen das nicht auch die Anhänger der AfD?
Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry sieht Parallelen zwischen Trump und ihrer eigenen Partei. Trump sei eine „erfrischend andere Erscheinung“ und verkörpere – ebenso wie die AdD – einen „neuen Stil“. Damit hat sie allerdings Recht. Unwahre Behauptungen, Provokationen, Beleidigungen gehörten zum Repertoire von Trumps Wahlreden. Die Medien stürzten sich darauf. Wenn die Entrüstung ihren Höhepunkt erreicht hatte, nahm Trump zurück, leugnete, relativierte und reklamierte Missverständnisse. Das Video, auf dem er sich seiner vulgären, erniedrigenden Behandlung von Frauen brüstet, spricht Bände. Doch wenn man ihn mit seinem Sexismus konfrontiert, kommt als Reaktion: „Niemand hat größeren Respekt vor Frauen als ich.“ Sein Ziel, Aufmerksamkeit zu erwecken, hatte er erreicht. Ähnelt das nicht der AfD-Strategie?
Ein Zentralorgan der Alt Right ist das Magazin American Renaissance. Es ist eine von dem Journalisten Jared Taylor gegründete rechtsextreme Zeitschrift. Ihr ideologisches Hauptthema ist, dass die sozialen Probleme Amerikas auf die Unterschiedlichkeit von Rassen und Kulturen zurückzuführen ist. Diese Unterschiede ließen sich mit genetischen Voraussetzungen im Hinblick auf Intelligenz und andere Fähigkeiten erklären. Sarrazin lässt grüßen. Als Lösung wird eine drastische Einschränkung von Einwanderung und eine freiwillige Rassentrennung propagiert.
Das laut eigener Aussage populärste Organ der Alt Right ist der Daily Stormer. Er beschäftigt sich mit der Frage, ob Juden als Mitglieder der weißen Rasse betrachtet werden können, oder ob sie „Verräter an der weißen Rasse“ sind, weil sie in ihrer Mehrheit politisch linksliberal denken? Jüdische Journalisten, die sich kritisch gegenüber Trump äußerten, setzten sich damit dem Hass der Alt Right aus. Andrew Anglin vom Daily Stormer schrieb im Internet: „ Das Ziel ist, weiße Nationen ethnisch von Nicht-Weißen zu reinigen und eine autoritäre Regierung zu etablieren. Manche Leute glauben auch, dass die Juden ausgelöscht werden sollten.“
Ein bislang unbekanntes Video wurde plötzlich veröffentlicht, in dem Trump sich seiner sexistischen Attacken auf Frauen rühmt. Es war geeignet, ihm in seiner Kampagne großen Schaden zuzufügen. Die Frage war: Wer hat es den Medien zugespielt? Der Herausgeber des Daily Stormer weiß es: „Wer immer das Video den Medien zuspielte, er war ein Jude.“
Matt Forney, ein anderer Sprecher für die Alt Right, schreibt: „Was die Alt Right definiert, ist, dass die Nation das Wichtigste ist. Es bedeutet, dass alle Menschen das Recht auf ihr eigenes Land haben: Weiße, Schwarze, Asiaten und alle anderen. Seit Jahrzehnten haben Globalisten versucht, weiße Nationen zu zerstören durch Überflutung mit Fremden. Die Alt Righters kämpfen für die Existenz der weißen Nationen und weißen Menschen..“
Das erklärt, warum die Alt Right, ebenso wie Trump, darauf besteht, dass Immigration Amerika zerstört und Nicht-Weiße zurück in ihr Land geschickt werden sollen.
„Ich verlange die vollständige und komplette Schließung der Grenzen für Muslime“, forderte Trump im Wahlkampf. „Wir sollten eine Einwanderung von Menschen, die unserer Tradition völlig fremd sind, unbedingt verhindern“, sagte AfD-Vize Alexander Gauland. Die Genossen sind sich einig.