Bis 2015 trug der höchste Berg Nordamerikas den Namen des amerikanischen Präsidenten, Mount McKinley. Eine Umbenennung erfolgte durch Präsident Obama, der ihn zu Ehren der indigenen Bevölkerung den Namen Delani gab. Gegen den Willen vieler Alaskaner und selbst der beiden seiner eigenen Partei angehörenden Senatoren ordnete Präsident Trump am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit an, dass der Berg wieder den Namen McKinley erhalten solle. Seine Begründung war: „McKinley machte unser Land sehr reich.“ Das ist der erste Schritt von Trumps Plan, Namen wieder zu beleben, die- wie er sagte – “Amerikas Größe ehren.“
William McKinley war amerikanischer Präsident von 1897 bis zu seiner Ermordung durch einen Anarchisten im Jahre 1901. In seine Amtszeit fiel der spanisch-amerikanische Krieg, den er siegreich beendete. Unter amerikanische Kontrolle fielen die Philippinen, Guam, Porto Rico und Hawaii. Die drei Letzteren wurden von den US annektiert. Der Krieg bedeutete das Ende der isolationistischen und der Beginn der imperialistischen Politik der USA. Es entspricht dem Wesen Trumps, dass eine solche Politik seine größte Anerkennung findet. Territoriale Expansion Amerikas, etwa durch Einverleibung Grönlands, ist auch für Trump ein verlockendes Ziel.
Nicht alle Amerikaner waren damals begeistert von McKinleys Politik. Die 1898 gegründete American Anti-Imperalist League kämpfte gegen die Annexion der Philippinen. Ihre Mitglieder vertraten die Auffassung, dass der Imperialismus gegen fundamentale Prinzipien der amerikanischen Demokratie verstoße. Ein prominentes Mitglied war Mark Twain, der 1835 geborene berühmte Autor von Büchern wie The Adventures of Huckleberry Finn und The Adventures of Tom Sawyer, die zwar oft für Kinderbücher gehalten werden, die jedoch voll beißender Gesellschaftskritik sind. Vor allem aus der Perspektive des Huck Finns wird die Gesellschaft mit ihrer Verlogenheit und spießigen Heuchelei gezeigt. In seiner Rebellion gegen sie erscheint Finn als Verkörperung des unangepassten Amerikaners, der sich gegen gesellschaftliche Zwänge zur Wehr setzt. In seinen Romanen benutzt Twain meist Satire und Humor, um unangenehme Wahrheiten über die Gesellschaft auszusprechen.
Der spanisch-amerikanische Krieg 1898 ließ Twain zum offenen und scharfen Kritiker der Ideologie einer Politik werden, die sich dieses Krieges bediente, um Territorien fremder Länder militärisch zu erobern und zu annektieren. Unabhängigkeitsbestrebungen spanischer Kolonien, besonders von Kuba, Puerto Rico, Guam und die Philippinen, führten zum Kampf gegen Spanien. Die USA griffen in den Konflikt auf Seiten der Kolonien ein, denen man Unterstützung versprach.
Der Krieg endete damit, dass die Kolonien zwar von spanischer Herrschaft befreit waren, aber unter amerikanischen Einfluss gerieten. Kuba, Puerto Rico und Guam wurden von Spanien an die USA abgetreten. Die Philippinen wurden von Spanien für 20 Millionen US-Dollar an die USA verkauft. Sie erhielten erst 1946 ihre vollständige Unabhängigkeit von den USA. Kuba erhielt zwar 1902 seine Unabhängigkeit, die jedoch sehr eingeschränkt war, da sich die USA das Recht vorbehielten, zu intervenieren, wenn sie ihre Interessen gefährdet sahen, und außerdem das Recht, Militärstützpunkte auf Guantanamo Bay zu installieren. Guantanamo Bay blieb ein USA-Territorium unter amerikanischer Kontrolle. Hawaii wurde auf eigenen Wunsch von den USA annektiert. Der Krieg dauerte nur vier Monate, aber er war der Beginn der expansiven Außenpolitik der USA, der den USA zum ersten Mal Territorien außerhalb des amerikanischen Festlandes einbrachte. Der Aufstieg der USA zu einer globalen Weltmacht hatte begonnen.
Ironie und Sarkasmus waren die Mittel Twains Gegnerschaft zum Imperialismus seiner Zeit. In Reden, Zeitungsartikeln und Schriften bekämpfte er die koloniale Ausdehnung europäischer Mächte und insbesondere die amerikanische Besetzung und Annexion der Philippinen. Der Essay „The United States of Lyncherdom“ enthält eine beißende Kritik der amerikanischen Außenpolitik und ihrer unmenschlichen Behandlung der Philippinos.
Desgleichen der 1901 veröffentlichte Essay „To The Person Sitting in Darkness.“ Die Überschrift ist eine ironische Anspielung auf einen Bibelvers, der gern von christlichen Missionaren zitiert wurde. In Matthäus 4:16 werden die Heiden als Volk bezeichnet, das in Dunkelheit sitzt und von christlichen Missionaren zum Licht der Zivilisation geführt wird.
Hier einige Textexzerpte:
„Die Ausdehnung der Segnungen der Zivilisation auf unseren in Dunkelheit sitzenden Bruder ist ein guter Handel gewesen und hat sich im großen Ganzen ausgezahlt; und da ist bei sorgfältiger Ausführung sogar noch mehr Geld drin … Die meisten dieser Leute, die in der Dunkelheit sitzen, sind mit mehr Licht ausgestattet worden, als gut für sie war… Es muss zwei Amerikas geben: eins, das den Gefangenen befreit, und eins, das dem ehemals Gefangenen seine neue Freiheit nimmt, und einen Streit mit ihm beginnt, der in nichts begründet ist; ihn dann tötet, um sein Land zu bekommen… Und was eine Flagge für die Philippinische Provinz angeht, das kann leicht arrangiert werden. Wir können eine ganz besondere haben – wir können einfach unsere übliche Flagge nehmen, die weißen Streifen schwarzmalen und die Sterne durch den Totenkopf mit gekreuzten Knochen ersetzen.“
In seiner ersten Amtszeit sagte Trump zum ersten Mal 2017 öffentlich, dass er sich vorstellen könne, dass sein Kopf neben den US-Präsidenten Washington, Jefferson, Theodore Rosevelt und Lincoln am Mount Rushmore in Stein gehauen werde. Das sei sein „Traum“. Kristi Noem, die Abgeordnete von South Dakota und loyale Anhängerin Trumps, die dabei war, berichtete: „Ich habe gelacht, er hat nicht gelacht. Also war es ihm ernst damit.“
Den Traum hat Trump sicherlich nicht aufgegeben. Das zeigen seine Bemühungen, Grönland für die USA zu erwerben. In einer Pressekonferenz erklärte er, dass aus strategischen Gründen die Kontrolle über Grönland aus Sicht der USA „absolut notwendig für die nationale Sicherheit und die Freiheit der Welt“ sei.
Als Immobilien Makler hat Trump in seinem früheren Beruf gelernt, vorteilhafte „Deals“ zu machen. Wenn der „Deal“ betreffs Grönland nicht mit friedlichen Mitteln zustande käme, würde er auch militärischen Druck nicht ausschließen, erklärte er. Er will, wie McKinley, „unser Land sehr reich machen.“ Mark Twain hätte dazu einiges zu sagen. Aber auch schon damals verloren die Antiimperialisten ihren Kampf. Die Imperialisten setzten sich durch.
(Twains Originaltext:
„Extending the Blessings of Civilization to our Brother who sits in Darkness has been a good trade and has paid well, on the whole; and there is money in it yet if carefully worked … The most of those People that Sit in Darkness have been furnished with more light than was good for them … There must be two Americas: one that sets the captive free, and one that takes a once-captive’s new freedom away from him, and picks a quarrel with him with nothing to found it on; then kills him to get his land. […] And as for a flag for the Philippine Province, it is easily managed. We can have a special one – we can have just our usual flag, with the white stripes painted black and the stars replaced by the skull and cross-bones.“)